Die Rolle von Aromen für Tobacco Harm Reduction

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Eine Auswahl an verschiedenen Aromen kann erwachsene Raucherinnen und Raucher beim Übergang von klassischen Tabak- zu neuartigen, potenziell risikoreduzierten Produkten unterstützen.

Dr. Thomas Nahde (Foto), Head of Harm Reduction & Engagement bei der Reemtsma-Muttergesellschaft Imperial Brands, erklärt wie.

Der folgende Artikel ist eine übersetzte und bearbeitete Fassung des englischen Beitrags mit dem Titel „The role of flavours in tobacco harm reduction“ auf der Website von Imperial Brands.

In den letzten 20 Jahren haben E-Zigaretten unzähligen erwachsenen Raucherinnen und Rauchern auf der ganzen Welt geholfen, von der klassischen Tabakzigarette wegzukommen – mit enormen potenziellen Vorteilen für ihre Gesundheit.

Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen deutet darauf hin, dass die Verfügbarkeit einer Auswahl an verschiedenen Geschmacksrichtungen jenseits vom Tabakgeschmack eine wichtige Rolle dabei gespielt hat. Wichtig, um Verbraucherinnen und Verbraucher davon zu überzeugen, mit dem herkömmlichen Rauchen aufzuhören. Und ebenso wichtig, um nicht wieder damit anzufangen.

Zeiten ändern sich

Als die ersten E-Zigaretten gegen Mitte der 2000er-Jahre aufkamen, waren dafür zunächst nur Tabak- und Minzaromen erhältlich. Unsere Marke blu war eine der ersten E-Zigaretten, die bereits damals auf den weltweiten Markt kamen. Doch trotz aller Bemühungen war das anfängliche Interesse der weltweit über eine Milliarde erwachsenen Raucher am Dampfen zu der Zeit noch sehr begrenzt. Viele gaben damals an, dass E-Zigaretten für sie weder ausreichend „befriedigend“ noch „interessant“ waren, um dafür das klassische Rauchen aufzugeben.

In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Raucherinnen und Raucher, die E-Zigaretten als eine solche Alternative nutzen, jedoch weltweit stark zugenommen. Zum einen hat sich die gesamte Produktkategorie immens weiterentwickelt. Zum anderen zeigen Untersuchungen, dass gerade die wachsende Auswahl an Geschmacksrichtungen ein wichtiger Katalysator für diesen Trend ist.

Fruchtige Aromen sind dabei die mit Abstand beliebtesten.

Aromen sind entscheidend

Das zeigt: Aromen sind aus zweierlei Gründen entscheidend. Zum einen, wenn es darum geht, erwachsene Raucherinnen und Raucher nicht nur für die Nutzung von E-Zigaretten und anderen Produkten der nächsten Generation (NGP) überhaupt zu interessieren – dies haben in einer Studie fast 30 % der Befragten angegeben1. Zum anderen sind sie auch wichtig dafür, diese Nutzerinnen und Nutzer bei der Stange zu halten. Haben sich Verwenderinnen und Verwender erst einmal geschmacklich an E-Zigaretten gewöhnt, scheint der Geschmack einer klassischen Tabakzigarette an Attraktivität zu verlieren2.

Auch die Art und Weise, wie erwachsene Raucherinnen und Raucher Aromen verwenden, entwickelt sich weiter. Früher3 wurden zunächst Tabak- und Mentholaromen genutzt und erst dann zu fruchtigen Aromen übergegangen. Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Übergang heutzutage eher direkt zu fruchtigen Geschmacksrichtungen erfolgt. So hat sich der Erstkauf dieser Aromen in den USA zwischen 2011 und 2016 fast verdoppelt, der von Tabak- und Mentholaromen hingegen halbiert4.

Für welche Geschmacksrichtungen sich Umsteiger von klassischen Tabakprodukten vorzugsweise entscheiden, variiert zwar mit der Zeit. Durchweg erkennbar bleibt jedoch, dass sie eine wichtige Rolle dabei spielen, dass erwachsene Raucherinnen und Raucher nicht nur auf NGP umsteigen, sondern auch bei diesen bleiben und zufrieden damit sind.

So spricht eine Studie aus den USA von 2021 dafür, dass die Verwendung von E-Zigaretten mit Frucht- und anderen Aromen positiv mit dem Ausstieg aus dem Rauchen assoziiert ist5. Und auch eine weitere Studie von 2022 kommt zu dem Schluss:

Diejenigen, die E-Zigaretten mit Aromen, insbesondere mit Menthol- oder Minzgeschmack, verwenden, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören.6

Drehtür statt Gateway? Aromenverbot als Eigentor

Im Umkehrschluss spricht vieles dafür, dass eine Einschränkung der verfügbaren Aromen die Attraktivität von E-Zigaretten – und damit ihre Wirksamkeit als Mittel zur Verringerung des Tabakkonsums – wahrscheinlich senken würde.

Wir befürchten, dass Forderungen nach einem umfassenden Verbot aller Aromen in E-Liquids außer dem von Tabak die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass sich Nutzerinnen und Nutzer auf dem Schwarzmarkt mit ihren bevorzugten Aromen versorgen werden. Dies konnte unter anderem bereits in Australien und im US-Bundesstaat Kalifornien beobachtet werden, wo solche Aromenverbote schon in Kraft sind.

Zwar deuten derzeitige Erkenntnisse7 nicht darauf hin, dass die Nutzung von E-Zigaretten einen Einstieg in das klassische Rauchen darstellt.

Ein Verbot von Aromen mit Ausnahme von Tabakaroma könnte unbeabsichtigt jedoch einen gegenläufigen „Gateway-Effekt“ kreieren: wenn auch E-Zigaretten nur noch nach Tabak schmecken, warum dann nicht gleich (wieder) richtigen Tabak rauchen.

Unnötig zu betonen, dass dies eindeutig ein Eigentor für die öffentliche Gesundheit wäre.

Das Beispiel Quebec

Dass ein solches Szenario nicht unwahrscheinlich ist, dafür sprechen ganz aktuelle Umfragedaten aus Kanada. Das dort 2023 in der Provinz Quebec eingeführte Aromenverbot für E-Zigaretten hat demnach 36 % der Nutzerinnen und Nutzer wieder zur klassischen Tabakzigarette zurückwechseln lassen.8 Dieselbe Umfrage hat außerdem gezeigt, dass rund ein Drittel der Befragten im Alter von 16 bis 24 Jahren auch nach Einführung des Aromenverbots weiterhin E-Zigaretten nutzen (30 %). Viele scheinen ihre aromatisierten Liquids seither aus illegalen Quellen zu beziehen, mit unkalkulierbaren Risiken für Jugend- und Verbraucherschutz.

Jugendschutz hat oberste Priorität

Obwohl die Wahlmöglichkeit für erwachsene Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig ist, handeln leider nicht alle Hersteller und Einzelhändler verantwortungsbewusst. Unangemessene Aromen, Geschmacksbezeichnungen, Verpackungen, Werbung und Produktvarianten haben verständlicherweise zu gesellschaftlichen Bedenken in Bezug auf die E-Zigarette geführt, speziell hinsichtlich einer möglichen Attraktivität für Minderjährige.

Wir teilen diese Bedenken ausdrücklich. Deshalb setzen wir uns als verantwortungsbewusster Hersteller seit Langem für die Förderung einer verantwortungsvollen Entwicklung und Vermarktung von E-Zigaretten und für eine konsequente Kontrolle und Durchsetzung bestehender Abgabeverbote an Minderjährige ein. Denn die Verwendung dieser neuartigen Produkte durch nicht vorgesehene Zielgruppen wie etwa Jugendliche kann deren Potenzial für die öffentliche Gesundheit ernsthaft untergraben.

Regulierung ist Drahtseilakt, aber machbar

Um ein Erfolg für die öffentliche Gesundheit zu werden, muss nicht nur wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass alle NGP weniger schädlich sind als Zigaretten. Diese Produkte müssen auch zufriedenstellend sein, akzeptiert werden und von einer signifikanten Anzahl erwachsener Raucherinnen und Raucher anstelle von Zigaretten verwendet werden. Die Grafik unten bringt diese „Tobacco Harm Reduction-Gleichung“ anschaulich zum Ausdruck.

Das zeigt: Die Regulierung von Aromen ist ein Drahtseilakt. Um deren Nutzen für die öffentliche Gesundheit zu maximieren, ist es notwendig, erwachsenen Raucherinnen und Rauchern den Übergang vom Tabak auf verschiedene Weise so attraktiv, einfach und nachhaltig wie möglich zu machen. Gleichzeitig muss die Wahrscheinlichkeit auf ein absolutes Minimum reduziert werden, dass die Vermarktung von Aromen Minderjährige oder Nie-Raucher anlockt. Dieses Ziel ist erreichbar!

Imperial Brands – und damit auch Reemtsma in Deutschland – setzt sich seit Langem für eine klare und wirksame NGP-Regulierung ein. Wir sind fest entschlossen, mit unseren neuartigen, potenziell risikoreduzierten Produkten einen sinnvollen Beitrag zur Minderung tabakrauchbedingter Gesundheitsfolgen zu leisten. Dabei suchen wir auch weiterhin den Dialog mit den zuständigen Regulierungsbehörden, der Wissenschaft und allen an diesem wichtigen Thema interessierten Stakeholdern.

Beitragsbild: Pexels/Laker (6156966)